Willkommen
auf der Panzerwels-Seite
von Johannes Graf
Panzerwelse
Was in der deutschen Sprache ein
bedrohlicher Name ist, kommt im Aquarium freundlich daher - Welse der
Gattungen Corydoras, Aspidoras und Scleromystax erfreuen sich in der
Aquaristik großer Beliebtheit.
Einige Arten, wie Corydoras aeneus in
verschiedenen Formen, Corydoras paleatus und einige andere
gehören zum Standardsortiment des Zoohandels. Von diesen Arten
soll hier nicht die Rede sein. Seit rund 20 Jahren habe ich mich auf
die Pflege und Zucht besonderer und seltener Panzerwelse aus der
Gattung Corydoras spezialisiert.
Corydoras-Arten stammen aus Südamerika, wo sie in ganz
unterschiedlichen Biotopen zu Hause sind. Allen gemeinsam ist, dass sie
durch eine reduzierte Schwimmblase zu Bodenbewohnern geworden sind und
dort mit Hilfe ihrer Barteln nach Nahrung suchen.
In Zooabteilungen werden Corydoras-Arten
gern bei einer "Gesamtausstattung" als "Staubsauger" verkauft, die
angeblich von den Futterresten der anderen Fische leben. Das ist ein
grundlegender Fehler. Corydoras-Arten haben relativ hohe
Ansprüche an Ernährung und Haltung. In Aquarien mit
anderen, schnellen Fischen werden die Corydoras ohne gezielte
Fütterung verhungern.
Einige grundlegende Tipps für Kauf und Haltung:
- Nur gesunde Fische kaufen, sonst ist der
Start schon
unter einem schlechten Vorzeichen. Achten Sie darauf, keine
Fische
mit "Messerrücken", eingefallenen Bäuchen oder
beschädigten
Flossen zu kaufen. Die Tiere sollten agil sein und auf das Fangnetz mit
Flucht reagieren.
- Informieren Sie sich vor dem Kauf
über die Endgröße und die bevorzugte
Temperatur Wassertemperatur. Corydoras-Arten kommen in fast ganz
Südamerika vor, deshalb gibt es in dieser Hinsicht einige
Unterschiede. .
- Keine Überbevölkerung,
aber auch keine Einzeltiere. Corydoras-Arten leben gern in Gruppen. 6
tiere sollten das Minimum sein, es können gern mehr sein.
Aber: auch Bodenbewohner brauchen genug Schwimmraum. Ein Becken von 80
cm als Minimum oder
besser ein Meterbecken ist für den Einstieg das Richtige.
- Wöchentlicher Wasserwechsel von
einem
Drittel. Fast alle Arten sind Flussfische oder kommen aus Seen
mit
Wasserdurchlauf.
- Versteckmögllichkeiten, wie eine Wurzel,
unter die sich die Tiere zurückziehen können, ein dichter
Pflanzenbestand oder ähnliches.
- Eine offene Sandfläche zum Gründeln. Hier sollte auch das Futter platziert werden.
- Genug, aber nicht zu viel
füttern.
Corydoras fressen durchaus gerne hochwertige Granulatfutter, aber
Frostfutter, wie Mückenlarven, Artemia oder Tubifex sind immer
willkommen. Corydoras fressen gern alles wurmartige, wie Tubifex,
Grindalwürmer und Enchyträen. Außerhalb der Zuchtsaison sollten diese Futtersorten jedoch nur sehr sparsam
verabreicht werden.
- Wasserwerte von pH 6,5 bis 7,5 und
Härten bis 10 °GH sind für Corydoras in
Ordnung. Grundsätzlich zählen Corydoras zu den
Weichwasserfischen.
Panzerwelse züchten
Manche Panzerwelse - auch vermeintlich schwierig
zu züchtende - können sich durchaus gelegentlich spontan im
Aquarium vermehren. Laichaktivitäten entstehen häufig nach
einem Wasserwechsel und sind an hektischem Umherschwimmen zu erkennen.
Nachdem sich Männchen und Weibchen in der T-Stellung
zusammengefunden haben (das Männchen liegt quer vor dem Weibchen),
tragen die Weibchen einige Eier in den zu einer Tasche gefalteten
Bauchflossen. Als Krönung des Prozesses kleben die Weibchen
einzelne oder kleine Gruppen von Eiern an verschiedene
Oberflächen, wie Pflanzen oder die Glasscheiben. Gerne werden
Stellen aufgesucht, an die Wasser anströmt.
Soweit die Therorie. Wenn man aber Panzerwelse
gezielt zur Zucht bewegen will, gehört doch etwas mehr Aufwand
dazu. In ihrer Heimat bestimmen zwei Jahreszeiten das Leben der
Panzerwelse: die Trockenzeit und die Regenzeit.
In der Trockenzeit trocknen - auch im tropischen
Regenwald! - viele kleine Gewässer aus und die großen
Flüsse verlieren massiv an Umfang. In Tefe (Brasilien)
beträgt die jährliche Pegelschwankung 11 Meter! Große
Landstriche sind trocken, alle Fische, die nicht in ein
verbliebenes Gewässer gelangen, sterben. Das ist ein ganz
natürlicher Vorgang und passiert z.B. jedes Jahr mit Millionen von
Roten Neon (Paracheirodon axelrodi). Deshalb ist gegen einen
nachhaltigen Fang und die Bewirtschaftung der natürlichen
Bestände auch aus sachlichen Gründen überhaupt nichts
einzuwenden. Ganz ähnlich ist es auch mit den Panzerwelsen. Es
gibt immer einen Anteil von Exemplaren, die in Restwasseransammlungen
überleben. Dort herrschen hohe Individuendichte, hoher
Prädatorendruck, schlechte Wasserwerte und hohe Temperaturen.
Wenn dann die Regenzeit kommt, steht das ganze
Land unter Wasser. Das ist die Stunde unserer Panzerwelse. Aus den
Restwassertümpeln befreit, fressen sie sich an dem nun reichlich
vorkommenden Futter (Insektenlarven) dick und rund und die
Weibchen setzen Laich an. Darauf folgen die Ablaichvorgänge. Aus
den Eiern schlüpfen die Larven, die von dem reichlichen
Futterangebot profitieren und schnell heranwachsen - und der gesamte
Zyklus beginnt von Neuem.
Je besser der Züchter diesen Zyklus imitiert, desto besser werden
seine Zuchterfolge sein. Das heißt: im Sommer (Trockenzeit) wenig
Wasserwechsel, niedriger Wasserstand, wenig Futter, hohe Temperatur; im
Winter (Regenzeit) viele Wasserwechsel, hoher Wasserstand, viel Futter
und niedrigere Temperaturen.
Wenn dann Eier abgelegt wurden und diese auch befruchtet sind, sollte
man die Eier mit den Fingern absammeln und in kleinen Schalen zum
Schlupf bringen. Die geschlüpften Larven zehren artspezifisch lang
von ihrem Dottersack und sind erst nach Aufzehrung des Dottersacks in
der Lage, Futter aufzunehmen. Als Erstfutter empfehlen sich
Mikrowürmer (Panagrellus redivivus). Nachdem die Jungwelse einie
Male in der Schale gefressen haben, können sie unter langsamem
Angleichen des Wassers in ein Aufzuchtbecken überführt
werden.
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